Schon lange nicht mehr hat es in der Stadtpfarrkirche St. Georg so viel Applaus gegeben wie am Samstagabend. Beim Abschied von Kaplan Pater Rafau musste sich niemand seiner Tränen schämen.

 

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 Die Pfarreiengemeinschaft Neustadt-Störnstein-Wilchenreuth wächst zusammen. Zumindest beim Abschiedsgottesdienst für Pater Rafau demonstrierten die drei Pfarreien großen Zusammenhalt. Rechts Pfarrgemeinderatssprecherin Linda Schmauß.

 

Mit einem eindrucksvollen Gottesdienst verabschiedete die Pfarreiengemeinschaft Neustadt-Störnstein-Wilchenreuth ihren Kaplan. Alle drei Pfarreien waren stark vertreten, an der Spitze die kirchlichen Gremien, aber auch die drei Bürgermeister Sebastian Dippold, Markus Ludwig und Karl Völkl, dazu Vertreter der kirchlichen und weltlichen Vereine. Stadtpfarrer Josef Häring und Diakon Theo Margeth standen mit Pater Rafau am Altar. Die Ministranten aller drei Orte vereinigten sich zu einer großen Messdienerschar. Und selbst auf dem Chor wurde es eng, angesichts der großen Zahl der Musiker, mit denen der scheidende Franziskaner-Minorit in sechs Jahren viele schöne Gottesdienste gefeiert hat.

 

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 In der Predigt gab Pater Rafau Einblick in sein Gemütsleben. Der Pole wollte eigentlich immer ein treusorgender Familienvater mit vielen Kindern sein. „Aber Gott ruft uns alle.“ Bei ihm, so Pater Rafau, musste Gott schon viel Geduld aufbringen, denn er sei ihm lange ausgerissen. Mit ausschlaggebend für seinen priesterlichen Weg sei schließlich auch sein Onkel gewesen, ebenfalls Franziskaner-Minorit, der sehr viel Freude an seiner Arbeit habe.

Stolz sei er gewesen, dass er in Deutschland studieren durfte, bekannte der Prediger. Und irgendwann habe er dann erkannt, dass dies Gottes Weg sei. Und er habe entdeckt, wie stark Gott an seiner Seite stehe.

Der Ordensmann verhehlte nicht, dass ihm seine plötzliche Versetzung nach Ratingen schwer zugesetzt habe. Er sei traurig, verärgert und verbittert gewesen, habe die Schuld auf seine Mitbrüder geschoben. Aber inzwischen ist er mit sich im Reinen: „Ich mache nichts falsch, wenn ich nach der Entscheidung der Oberen nach Ratingen gehe.“ Ihn erwarte in Nordrhein-Westfalen ein junges Team. Es überwiegen die Freude und die Hoffnung, dass er etwas Gutes bewirken könne.

Vor dem Schlusssegen dankte Stadtpfarrer Häring seinem Kaplan für das sechsjähriges Wirken in der Pfarreiengemeinschaft. Er bedauerte, dass die polnischen Franziskaner-Minoriten jetzt nach 19 Jahren andere Prioritäten setzten und die Kaplanstelle nicht mehr vom Kloster St. Felix aus besetzen. Für die Entscheidungsfindung hätte sich der Geistliche Rat mehr Transparenz gewünscht. Als guten Rat gab der erfahrene Seelsorger dem 43-Jährigen mit auf dem Weg, Bereitschaft zur Demut aufzubringen. Ein Priester dürfe sich nicht als Herrscher der Pfarrgemeinde sehen, sondern als deren Diener.

Für die politischen Gemeinden würdigte Markus Ludwig die Arbeit des scheidenden Paters. Er habe mit großer Hingabe und Energie mehr als nur seine Pflicht erfüllt. Mit großer Freude und immer mit einem Lächeln habe er die Idee Gottes zu den Menschen gebracht, während der Pandemie sogar im Auto, als er mit dem Allerheiligsten durch die Straßen fuhr. Dafür dankte der Störnsteiner Bürgermeister auch im Namen seiner Kollegen Sebastian Dippold und Karl Völkl.

Für die Minis lobte Oberministrant Alexander Schmid die Unterstützung und den Einsatz des Paters. Er erinnerte unter anderem an Sternsingeraktionen, Zeltlager und vor allem an die Wallfahrt 2018 nach Rom.

Auch Pfarrgemeinderatssprecherin Linda Schmauß hakte noch einmal bei der abrupten Versetzung des Paters nach. Es stimme viele nachdenklich, dass die Ordensleitung von allen vorhandenen Stellen des Klosters St. Felix ausgerechnet die Kaplanstelle für verzichtbar halte und diese als erste völlig unvermittelt streiche. „Die Stelle, die von jeher mit der Kinder- und Jugendarbeit betraut ist. Die Stelle, bei der es mehr als bei allen anderen Stellen um die Zukunft der Gemeinden, um die Zukunft der Kirche geht.“

Die Rednerin erinnerte an sechs Jahre, angefüllt mit zahllosen Begegnungen, mit viel Arbeit und umfangreichem Einsatz in den drei Pfarreien. Pater Rafau habe in dieser Zeit seine Fähigkeiten, seine Charismen, fruchtbar eingesetzt. „Du hast zahlreiche kleine und große Menschen auf ihrem Weg zu Gott und mit Gott begleitet.“

Die Studiendirektorin dankte für die vielen schönen Predigten, in denen er das Wort Gottes mit großer Begeisterung und Freude erklärte, und hob die Aufgeschlossenheit für Neues hervor wie den „Start in die neue Woche“ am Sonntagabend oder Streaming von Christmette und Auferstehungsfeier während der Coronazeit.

Besonders anerkannte die Wilchenreutherin den Einsatz für die junge Generation: „Dein Weg der Erstkommunionvorbereitung begann mit der Übernahme einer Tischgruppe und mündete in zeitaufwändige, aber fruchtbare Treffen mit Gruppen von Kindern und ihren Eltern, an denen du stets teilnahmst.“ Nicht nur in diesen Katechesen habe der Ordensmann ein freundliches, ein einladendes und fröhliches Bild unseres Christentums vermittelt. „Du hast auch schwierige Themen wie das Sakrament der Versöhnung voll Leben gefüllt, so manche Mutter oder Vater mit deinen Erklärungen überrascht und sie zum Nachdenken angeregt.“ Zusammenfassend anerkannte die Pädagogin: „Was unsere Gesellschaft braucht, sind Menschen wie du, die von Gott erzählen, die gerne den Menschen begegnen. Bei denen wir den Glauben sehen, hören und spüren können.“

Schmauß verriet, dass Pater Rafau als Gemeinschaftsgeschenk eine Albe, ein liturgisches Kleid, das unter dem Messgewand getragen wird, bekommt. Leider sei er so unversehens nach Ratingen versetzt worden, dass das Präsent noch nicht einmal geliefert werden konnte.

Auf Wunsch von P. Rafau hat Chorleiter Harald Bäumler mit vielen Liedern aus dem Gotteslob Gemeinde- und Chorgesang vereinigt. An der Orgel glänzte Klara Bäumler. Zur Kommunion ("Tu seras lumière au milieu du monde“) musizierten Dr. Bernhard Schmauß und Martina Schlemmer-Bade. Das Orgelwerk zum Auszug (Denis Bédard Prélude et Toccata sur "Victimae paschali laudes") spielte Tom Zilbauer.

Anschließend hatte die Pfarreiengemeinschaft auf dem Kirchplatz einen Empfang vorbereitet. Pater Rafau musste viele Hände schütteln und durfte viele gute Wünsche entgegennehmen. Für musikalischen Schwung sorgte eine kleine Abordnung der Störnsteiner Blaskapelle mit Gerhard, Sonja und Andreas Träger sowie Wolfgang Schuller. Schon beim Gottesdienst hatte der Seelsorger mit Tränen in den Augen allen für alles gedankt.