Die Turmwächter


Die Turmwächter hatten die Aufgabe, die Stundenschläge der Uhr im Stadttor mit der Nachschlagglocke zu wiederholen. Bis in die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts musste sogar jede Viertelstunde mit dem Horn geblasen werden, als Antwort auf den Wächterruf. Die Bedienung der Nachschlagglocke gestaltete sich recht komfortabel, da das Seil bis zum Bett des Turmwächters reichte. Ab 1924 entfiel auch dies, da die Nachschlagglocke  an das neue elektrische Uhrwerk angeschlossen wurden. Von da an musste der Türmer nur mehr allgemeinen Wachdienst schieben (Feuer usw.).
Zusätzlich zu diesen Hauptpflichten kam noch das "Abblasen" gemeinsam mit dem Stadttürmer hinzu. Vom 1. Mai bis Michaeli wurden jeden Tag dreimal Lieder der Stadtmusik vom Turm geblasen. Um 5.00 Uhr früh, mittags 11.00 Uhr und 18.00 Uhr abends. Dazu kamen noch Einsätze nach der Christmette und zum Jahreswechsel.
Für die Bezahlung des Turmwächters hatte der Stadttürmer zu sorgen. Dies waren 30 bis 60 Gulden im Jahr. Hinzu kamen noch einige Klafter Brennholz und die Wohnung war kostenfrei. Die Turmwächter verdienten sich auch noch etwas hinzu mit handwerklichen Arbeiten und dem Läuten der Sterbeglocke.
Die Dienstwohnung war das Turmzimmer direkt unter der Kuppel. War eine Familie dort oben, konnte der Raum in der Kuppel auch noch als Schlafzimmer benutzt werden (eine zugige Angelegenheit... vor allem im Winter).
Hier folgen jetzt einige Angaben zu Turmwächtern, soweit sie in historischen Schriften zu finden sind.

1695
Wächterwohnung und Nachschlagglocke werden auf den Kirchturm verlagert.

1711
Nachschlagwächter Johann Schuldes bezieht seinen neuen Arbeitsplatz am 03.11.

1721
Turmwächter Ziller erhält ausnahmsweise zur Beleuchtung der Turmkammer ein "Schleißbäuml".

1748
Kürschner und Turmwächter Heinrich Hollrieder bittet den Magistrat, den ehemaligen Soldaten Johann Guba auf dem Turm zu belassen. Dieser möchte die Tochter Hollrieders heiraten. Der Magistrat beschied ihn aber negativ und befahl ihm "sich binnen 8 Tagen von hier wegzumachen" (wobei vermutlich der Soldat gemeint war).

1784
Moritz Zrenner ist Turmwächter, nach ihm seine Witwe. Deren Sohn übernimmt nach ihr die Stelle. Er muss bereits jede Viertelstunde vom Turm blasen.

1802
Georg Märkl ist Turmwächter, schläft aber offenbar mehr als er arbeitet und wird 1806 entlassen. Der Magistrat gibt bei dieser Gelegenheit die Verantwortung für den Turmwächter an den Stadtwächter ab.

1834
Der Türmer Rauch stellt eine Frau namens Stichin ein, die die Tag- und Nachtwache übernimmt. Sie schüttet desöfteren "alle Unreinheiten von der ekelhaftesten Art" auf das Kirchdach. Dies hatte eine ordentliche Duftwolke auf dem Kirchhof zur Folge.

1850
Ein gewisser Prell ist Turmwächter, mit dem der Stadtwächter aber nicht zufrieden ist und ihn entlässt.

1860
Turmwächter Blas

1870
Turmwächter sind Johann Prell, danach Johann Zahn, der 1876 starb.

1876
Der Schuster Leonhard Perras wird Turmwächter, was er 25 Jahre macht.

1901
Turmwächter wird wieder ein Schuster namens Georg Michael Kett aus Altenstadt. Ihm folgen der Glasarbeiter Josef Stadler, dann die Witwe Scharf mit Kindern.

1935
Franz Linner ist bis in die sechziger Jahre der Turmwächter.

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